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SRI Strategic Risk Institute - Blog | 11.08.2022

StaRUG: Gesetzgeber zwingt GmbHs zu mehr Risikomanagement - 5 Tipps für Unternehmer zum Gelingen

StaRUG? Was ist das, fragen sich im Moment viele Geschäftsführer. Seit 01.01.2021 ein neues Gesetz, das es in sich hat! Wer hier nicht aktiv wird und umsetzt, hat automatisch ein Problem mit der Innenhaftung als Geschäftsführer. Um Krisen vorzubeugen, regelt das StaRUG unter anderem die Krisenfrüherkennung und damit den Umgang mit Risikomanagement neu. Was ist zu tun?

 

Menschen vollbringen erstaunliche Dinge, machen aber auch immer wieder dumme Fehler. Das umso häufiger, je mehr es um Situationen und Entscheidungen geht, die schwierig und selten und nicht alle Aspekte einfach zu verstehen sind. Das StaRUG soll dazu beitragen, die Fehler zu reduzieren und fordert von GmbHs explizites Risikomanagement als Früherkennung.

Tipp 1 - Klarheit:

Sorgen Sie - sozusagen als Eigenversicherung - für Klarheit, wie stark Sie betroffen sind und wo, wenn nötig, mobilisiert werden muss, um nicht irgendwann böse überrascht zu werden.

Als Geschäftsführer wissen Sie: Ich muss auf der Grundlage angemessener Informationen sorgfältig entscheiden und handeln (Sorgfaltspflicht § 43 GmbHG). Diese Anforderungen werden durch das StaRUG präzisiert und erweitert. Der Fokus liegt darauf, Krisen zu vermeiden, die jeden treffen können, vor allem, wenn man nicht aufpasst. Und darum geht es beim Risikomanagement, dass man das Aufpassen und damit das Erkennen und Priorisieren expliziter macht. Dazu kommt jetzt noch die ausdrückliche Aufforderung, geeignete Gegenmaßnahmen tatsächlich umzusetzen. Zu sagen, ich müsste eigentlich was tun, es dann aber liegen zu lassen, geht nicht mehr. 

Viele stellen sich jetzt folgende Fragen: Ok, es betrifft mich, aber was soll ich als Geschäftsführer jetzt tun? Gibt es überhaupt etwas zu tun oder reicht das aus, was ich habe? Was ist es mir Wert, darüber Klarheit zu bekommen? Wen kann ich dazu fragen? Jeder entscheidet darüber natürlich selbst. Die Antworten darauf sind eigentlich recht einfach. Dazu die weiteren vier Tipps.

Tipp 2 - Unterstützung

Wem können Sie dabei am meisten vertrauen? Am besten nicht denen, die Risikomanagement nur als Nebenexperise betreiben und selbst nur Halbwissen haben. Besser ist es, sich an einen Experten zu wenden, der sich auf ganzheitliche Chancen- und Risikomanagement spezialisiert hat.

Fragen Sie dazu genau nach, woher der Anbieter sein Wissen über Risikomanagement hat und in welchen Unternehmen er es anwenden konnte und mit welchem Erfolg. Eine große Praxiserfahrung und nicht rein theoretische Beratung kann den entscheidenden Unterschied für Ihr Unternehmen machen.  

Tipp 3 - Erkennen

Als Geschäftsführer mache ich mir ein Lagebild zu diesen zwei Themen (das gilt inklusive Tochtergesellschaften, wenn vorhanden):

1) Wie ist die Lage im Chancen/Risikomanagement? Was hab ich schon, was brauch ich noch? Ich sollte einen Health Check durchführen und sowohl mein Potential entdecken als auch meine strategischen Lücken finden.
2) Und noch eins sollte auf jeden Fall passieren. Neben dem Risikomanagement sollte ich auch die kritischen Chancen und Risiken regelmäßig einem outside-in Review unterziehen, um sicher zu sein, dass ich nichts übersehe, vergesse oder ignoriere. Wie ist die Lage hier?

Beides kann ich selbst versuchen. Wirkungsvoller und sicherer ist allerdings der Blick eines unabhängigen Dritten, der darin geübt ist, ganzheitliche Chancen/Risikodialoge zu führen.

Tipp 4 - Priorisieren

Danach gilt es, sinnvoll die erkannten strategischen Lücken im Risikomanagement sowie die kritischen Chancen/Risiken zu priorisieren. Wie geht das?

1) Bei den Lücken denken wir vom gewünschten Zielzustand aus, setzen die Themen auf eine Potential/Dringlichkeits-Matrix und entwickeln einen Umsetzungsplan.

2) Bei den kritischen Chancen/Risiken ist es etwas komplizierter, kann aber mit den richtigen Strategien rasch erledigt werden. Um dem StaRUG gerecht zu werden, müssen wir zudem den Grad der Bestandsgefährdung ermitteln. Bestandsgefährdernde Risiken sind meist jene, die in der Kombination und Verkettung von Einzelrisiken eintreten und als solche vorher nicht unbedingt bekannt waren. Hier gilt es, die einzelnen Risiken so zu aggregieren, dass die erkannten Kombinationseffekte der Einzelrisiken quantitativ ermittelt werden (Monte-Carlo-Simulation), um sie dann mit Eigenkapital und Liquidität zu vergleichen und die Auswirkungen auf das Rating und Covenants (Kreditvereinbarungen) festzustellen.

Tipp 5 - Mobilisieren

Der letzte Schritt. Jetzt gilt es, die erforderlichen Ressourcen zu mobilisieren, um zum einen die strategischen Lücken im Risikomanagement zu schließen und zum anderen Maßnahmen gehen die kritischen Risiken zu treffen, soweit das noch nicht geschehen ist. Dazu muss sich jeder die Frage stellen, welche Ressourcen dafür eingesetzt werden müssen. Hab ich die, wo kommen die her, was ist es mir wert?

Wenn Sie diese Punkte zügig abarbeiten, sind Sie beim StaRUG auf der sicheren Seite, sitzen weiter auf dem Fahrersitz. Sich einen Überblick zu verschaffen bedeutet keine große Zeitinvestition. Das Gute dabei ist, dass man, wenn man es richtig macht, mindestens drei positive Effekte erzielt: 

1) Wirksame Eigenversicherung gegen Haftungsrisiken durch Erfüllung von StaRUG.

2) Höhere Liquidität und Überlebensfähigkeit durch deutlich bessere Übersicht und Voraussicht zur eigenen Lage und stärkere Entscheidungen.

3) Mehr Zeit, sich um andere und strategische Dinge zu kümmern, Frühwarnung und weniger Klein-Klein und Bürokratie.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei.

Ihr

Christoph Schwager